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Feld 9




Das  „Feld 9“ liegt versteckt rechts neben dem Betriebshof des Augsburger Westfriedhofes hinter Urnenwand und einer Hecke..

Hier ruhen 425 ausländische Tote aus den Jahren 1943-1950, also aus dem Zweiten Weltkrieg und aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Bei den 212 Toten aus den Jahren 1943-45 handelt es sich dabei vor allem um ZwangsarbeiterInnen aus Osteuropa, bei den 213 Toten ab Mai 1945 vor allem um sog. „Displaced Persons“.

Unter den Toten befinden sich 105 Polen, 168 Russen sowie 37 Ukrainer und
42 Balten, hinzu kommen Tote aus Belgien, der CSR und aus Ungarn.

Nach entsprechenden Listen der Friedhofsverwaltung war ursprünglich jedem Toten eine genaue „Grablege“ zugeordnet. Vermutlich umfasste diese Anlage das gesamte Feld 9, also inklusive des heutigen Anonymen Urnenfelds. Heute ist davon nur noch ein Sammelgrab mit einigen verwitterten Kreuzen und dem Gedenkstein im Hintergrund und der Auflistung der hier Bestatteten vorhanden, die so wohl erst in jüngerer Vergangenheit errichtet wurde. Die Opfer sind dabei innerhalb der einzelnen Jahre alphabetisch geordnet, so dass nicht erkennbar ist, wann es besonders viele Opfer gegeben hat.

So wurde bei einem Luftangriff am 4.11.1944 die Hausmeisterei der SWA an der Johannes-Haag-Straße getroffen, in der ukrainische Zwangsarbeiterinnen untergebracht waren: 17 starben dabei. 3

2 Zwangs­arbeiterinnen starben am 15.1.1945 bei einem Bombentreffer auf dem Gelände der Firma Hans Trinkl Gerätebau in der Bergmühlstraße 34. 

Am tragischsten waren aber die Folgen eines Bombentreffers am 23.10.1944 auf den Saalbau „Regenbogen“ in der Donauwörther Straße, in dem offensichtlich vor allem junge Zwangsarbeiterinnen mit ihren Kindern untergebracht waren: 22 Menschen starben, darunter 3 Säuglinge und 3 Kleinkinder. 

Insgesamt kamen durch die Luftangriffe 103 ZwangsarbeiterInnen ums Leben. Auffällig für die Zeit vor Kriegsende sind zudem 5 Hinrichtungen russischer Zwangsarbeiter sowie ein Tod durch „Erschießen“ eines tschechischen Zwangsarbeiters, tatsächlich handelt es sich dabei aber um einen deutschen Soldaten, der auf dem Schießplatz in Haunstetten liquidiert wurde.

Nach Kriegsende fallen neben den auch zuvor häufigen Lungenleiden und TBC-Fällen vor allem 25 Methylalkoholvergiftungen von russischen und baltischen „Displaced Persons“ auf.

Im Vergleich zu den Kriegsjahren nehmen nach Kriegsende baltische Todesfälle stark zu, während die „russischen“ Todesfälle abnehmen. Auffällig ist zudem, dass die Toten nach Kriegsende deutlich älter sind, eventuell ein Hinweis auf Fluchtbewegungen  und „Famlienzusammenführungen“ insbesondere von Balten, zumal Augsburg mit den baltischen DP-Camps im Hochfeld sowie in Haunstetten auch zu einem Zentrum baltischer DPs wurde. Von vielen der verstorbenen baltischen DPs existieren zudem Dokumente, die für eine geplante Auswanderung nach Übersee sprechen.

Bei einem Abgleich mit einer vom Standesamt 1947 erstellten Liste über Sterbefälle bei den einzelnen Nationen fällt auf, dass die Namensliste für Feld 9 bei Weitem nicht alle Toten enthält. Insbesondere gestorbene Kinder sind nicht erwähnt, diese wurden auch nicht in Feld 9, sondern vor allem in Feld 6, später dann in Feld 27a bestattet.