Chronologie der Ereignisse in Augsburg
7./8. Nov. 1918 | München: Ausrufung des „Freistaats Bayern“ durch Kurt Eisner |
8. Nov. | morgens: - Arbeitsniederlegung bei der M.A.N. wegen eines Aufrufs zum „letzten Kampf“ (Vermittlung durch den Metallarbeiter-Gewerkschaftssekretär und städt. Magistratsrat Karl Wernthaler (MSPD) morgens: - Bildung eines Soldatenrats in der Infanterie-Kaserne unter Vermittlung von Ernst Niekisch (MSPD, Volksschullehrer, Redakteur der sozialdemokratischen Volkszeitung abends: - Massenversammlung im Ludwigsbau: Bildung eines Arbeiterrats, dem vor allem Gewerkschaftssekretäre und MSPD-Funktionäre angehören - Zug zum Rathaus und gewaltlose „Besetzung“ des Rathauses (in Absprache mit Oberbürgermeister von Wolfram) - nächtliche Tagung des ASR und Verhandlungen mit der alten Stadtregierung sowie mit dem Standortkommandanten GenLt. von Hennigst |
9. Nov. | - Ernst Niekisch Vorsitzender des ASR - Aufruf des ASR an die Augsburger Bevölkerung - Rote Fahne weht am Rathaus Berlin: doppelte Ausrufung der Republik durch Scheidemann/ Liebknecht |
10. Nov. | - Massenversammlung auf dem kleinen |
Folgezeit | Verhandlungen und symbolische Konflikte des ASR mit der alten Stadtregierung über die Kompetenzen des ASR (rote Fahne; Begrüßung der heimkehrenden Soldaten etc.) |
Dez. 1918 | Beginn des Wahlkampfes für die Wahlen zur bay. Nationalversammlung am 12. Januar und zur deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 -> zunehmende Emotionalisierung -> Stürmung der bürgerlichen Zeitungen NAZ und ANN am 9. Januar (vgl. „Spartakus-Aufstand“ im Berliner Zeitungsviertel): scharfe Verurteilung durch den ASR |
4. Jan. | Kurt Eisner in Augsburg (Ludwigsbau, 6000 Zuhörer) |
12. Jan. | Wahlen zur bay. Nationalversammlung (MSPD: 45,8 %, USPD 2,1; BVP 31,0 %) |
14. Jan. | Kommunisten-Versammlung mit Sontheimer im Saalbau Herrle: Aufruf zur Bildung eines „Kommunistenbundes“ |
16.Jan. | USPD-Wahlversammlung mit Felix Fechenbach im Saalbau Herrle („nur mäßg besucht“): Ermordung von Rosa Luxemburg/ Karl Liebknecht wird bekannt. |
19. Jan. | Wahlen zur dt. Nationalversammlung (MSPD 46,2 %, USPD 3,1 %, BVP 31,4 %) |
27. Jan. | Protestversammlung der USPD gegen die Ermordung von Luxemburg/ Liebknecht mit Ernst Toller (Herrlebau) |
Januar | Entstehung einer radikaleren Arbeitslosenbewegung: Kritik v.a. an den Gewerkschaften |
21. Februar | Ermordung Eisners à Ausschreitungen in Augsburg: Belagerungszustand Niekisch wird Vorsitzender des Zentralrats in München Nachfolger in Augsburg: Hans Edelmann (Gewerkschaftssekretär) |
22. Febr. | Massenversammlung und Demonstrationszug durch die Innenstadt gegen die Ermordung Eisners mit über 26.000 Teilnehmern |
26. Febr. | Generalstreik |
März | Aufstellung einer Arbeiter-Schutz-Wache unter W. Olschewsky (USPD) |
30. März | Revolutionsfeier der USPD mit Gustav Landauer im Ludwigsbau |
3. April | Massenversammlung mit Ernst Niekisch im Ludwigsbau: Forderung nach Ausrufung der Räterepublik (Antrag von Georg Prem, USPD) |
4. April | Generalstreik |
7. April | Ausrufung der Räterepublik |
13. April | Massenversammlung in der Infanterie-Kaserne: Rücknahme der Räterepublik |
20. April | Ostermorgen: Besetzung der Stadt durch Regierungstruppen: vereinzelte Schießereien, scheinbar erfolgreich, doch: g ewaltfreie„Rückeroberung“ der Wertachvorstädte und der Lechbrücke durch die Arbeiterschaft: Geschützfeuer |
21. April | Waffenstillstandverhandlungen |
22. April | Waffenübergabe auf der Wertachbrücke: Regierungstruppen eröffnen das Feuer auf unbewaffnete Arbeiterschaft und Schaulustige: min. 10 Tote! |
Bilanz der „Osterkämpfe“: ca. 45 Tote, darunter 10 Regierungsoldaten, 2-3 bewaffnete Arbeiter, 32 unbeteiligte Zivilisten, darunter 1 Kind und 4 Frauen | |
in der Folge | Kontrolle und Hausdurchsuchungen v.a. in den Wertachvorstädten (Zivilgouverneur: Karl Wernthaler, MSPD!): Spaltung der Arbeiterschaft! Prozesse gegen „Rädelsführer“ (u.a. Olschwesky, Marx, Niekisch u.a.) -> langjährige Festungshaftstrafen in Niederschönenfeld (zus. mit Ernst Toller/ Erich Mühsam u.a.) |